Balkantunnel geht in die Winterpause!

Der Balkantunnel ist auf Grund des Artenschutzes in den Wintermonaten geschlossen und wird im Frühjahr wieder geöffnet.

Stand 04.11.2024

Die Radler-Röhre heißt „Balkan-Tunnel“

 

Renee Eichler aus Breitscheid gewinnt den Logo-Wettbewerb für den Radwegetunnel

HAIGER/Breitscheid (öah/rst) – Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Der 1114 Meter lange Radwegetunnel zwischen Langenaubach und Breitscheid (bzw. Medenbach) wird „Balkan-Tunnel“ heißen. Die Bürgermeister Roland Lay (Breitscheid) und Mario Schramm (Haiger) zeichneten jetzt die Gewinner des Logo-Wettbewerbs aus, der sehr gut angekommen war. 20 Einsendungen landeten in den beiden Kommunen - letztlich setzte sich mit Renee Eichler ein gelernter „Werbe-Mann“ durch. Sein Logo mit dem „Balkan“ fand die meiste Zustimmung bei der Tunnel-Eröffnung im August.

„Sowohl die Beteiligung an dem Wettbewerb als auch der Besuch bei der Eröffnung des Tunnels war hervorragend“, freute sich Bürgermeister Schramm. Über 130 Besucher des Startschuss-Termins hatten ihr Votum abgegeben, wobei interessanterweise zwei Eichler-Ideen mit nahezu der gleichen Stimmen-Zahl auf den ersten Plätzen landeten. Der „Balkan-Tunnel“ lag nur knapp vor dem „Tunnel im Aubachtal“.

Auf den dritten Platz kam Sebastian Kuhl aus Haiger. Der gebürtige Breitscheider – früher war er Renee Eichlers Nachbar – hatte gemeinsam mit seiner Tochter Mathilda (9) ebenfalls ein sehr gelungenes Logo eingereicht. Mathilda und der Herr Papa durften sich über einen 100-Euro-Gutschein eines Haigerer Fahrrad-Fachgeschäfts freuen, während Renee Eichler „in die Luft gehen“ wird. Er gewann eine Fahrt mit dem Heißluftballon der Stadt Haiger, dem größten Ballon der Region, sowie einen von der Gemeinde Breitscheid gestifteten Rundflug, der auf der Breitscheider „Hub“ starten wird. Vielleicht im kommenden Jahr, wenn dort wieder eine Luftshow starten soll.

Über eine Kollegin hatte Eichler von dem Wettbewerb erfahren- „Mein Ziel war es, dass das Thema kompakt und prägnant rüberkommt. Außerdem wollte ich einen neutralen Namen, der beiden Kommunen gerecht wird“, sagte der Werber bei der Preisverleihung.

„Das Logo wird unserem Vorzeige-Projekt Radwegetunnel gerecht“, erklärte Bürgermeister Mario Schramm und dankte allen Teilnehmern an dem Wettbewerb. 20 Bewerbungen seien ein tolles Ergebnis, zumal zu Beginn nie von einer Preisverleihung für die besten Logos die Rede gewesen sei. Auch der Besuch zur Tunnel-Eröffnung, als rund 200 Radler und Spaziergänger zur Röhre kamen, habe alle Erwartungen übertroffen.

Es sei bereits jetzt erkennbar, dass die Strecke rege genutzt werde. „Wir haben im Zusammenhang mit dem Hessentag die Gunst der Stunde genutzt, und das Ergebnis kann sich sehen lassen“, meinte Schramm. Das gleiche gelte für das sehr gelungene Logo. Der Begriff „Balkan“ werde den ein oder anderen zum Nachdenken bringen, schmunzelte Schramm: „Aber das Nachdenken ist ja etwas Gutes.“ Der Titel werde sich ganz sicher einprägen.

Alle diejenigen, die - wie zum Beispiel Renee Eichler (48) - noch mit dem „Balkan“ genannten Schienenbus zur Schule gefahren sind, werden den Begriff sofort einsortieren können. Allen anderen lassen sich die Zusammenhänge gut erklären, was auf Info-Tafeln sowie im Internet geplant ist. Vermutlich hat der „Balkan-Express“ seinen Namen daher, dass die idyllischen Zugstrecken durch tiefe Schluchten und vorbei am Wildweiberhäuschen durchaus den romantischen Balkan-Landschaften ähneln, in denen einst die Karl-May-Filme gedreht wurden.

Breitscheids Verwaltungs-Chef Roland Lay dankte der Stadt Haiger, die als Hessentagsstadt viele Vorleistungen erbracht habe. „Ihr habt uns das Projekt auf dem Silbertablett serviert“, scherzte der Bürgermeister. „Davon profitieren wir jetzt alle.“ Lay sprach von einem praktischen Beispiel gelungener interkommunaler Zusammenarbeit: „Das ist eine tolle Sache und ein gelungenes Projekt.“
Dass das Projekt in nur acht Monaten habe abgeschlossen werden können, sei eine tolle Leistung aller Beteiligten. Da das Thema Mobilität immer wichtiger werde, hätten beide Kommunen „alles richtig gemacht“. Schon heute habe der Tunnel positive Auswirkungen für die Breitscheider Gastronomie. Wenn der Tunnel im touristischen Umfeld beworben werde, könne dies noch besser werden.

Wie die beiden Bürgermeister abschließend erklärten, wird der Tunnel in wenigen Tagen geschlossen, weil die Fledermäuse das Gewölbe zum Überwintern nutzen. Die vier Meter hohen Tore, die die Eingänge verschließen, werden in Kürze montiert. Die Wiederöffnung findet im April 2023 statt. Eine Umfahrung des Tunnels ist möglich. Sie wird in Kürze auch für die Ortsfremden ausgeschildert.
  

Eröffnung Balkan-Tunnel am 20. August 2022

Die Strecke des einstigen „Balkan-Express“ wird ab sofort als Radwegetunnel zwischen Langenaubach und Breitscheid genutzt. Dieser entstand aus der Zusammenarbeit der Gemeinde Breitscheid und der Stadt Haiger. Breitscheid und Haiger hatten in das Projekt jeweils 100.000 Euro investiert, den Rest in Höhe von etwa 630.000 Euro steuerte das Land Hessen aus Hessentagsmitteln bei.

Nach einem Ideenwettbewerb, den Renee Eichler (Dillenburg) gewonnen hat, erhält der Radwegetunnel den Namen „Balkan-Tunnel“.

Der Tunnel ist aus naturschutzrechtlichen Gründen nur von April bis Oktober geöffnet.

 

 

Historisches zum Balkan-Tunnel am Rothaarsteig

Nationalitäten-Wirrwarr im Tunnel

So kamen auch in unserem Tunnel, in den zur Aufnahme der Motorenproduktion weitere Hohlräume gesprengt wurden, hunderte von Zwangsarbeitern zum Einsatz. Sowjetrussen, Polen, Franzosen, Holländer und Belgier waren wohl dabei, wenn die Zeitzeugen die Nationalitäten richtig in Erinnerung haben. Sogar Frauen waren darunter. Jedoch wurden keineswegs alle diese in Langenaubach „stationierten“ Arbeitskräfte bei den „Holzwerken“ eingesetzt. Ein Teil, vor allem russische Frauen, war auf der Eisenerzgrube „Constanze“ beschäftigt.

Untergebracht waren sie auf unterschiedlichste Art und Weise. Ein Teil von ihnen lebte in Holzbaracken, die nahe am Tunneleingang eigens für diese Zwecke aufgestellt worden waren. Andere waren privat einquartiert. Vertreter der westlichen Nachbarnationen waren es überwiegend - ein Privileg trotz aller Zwangsmaßnahmen. Denn sie hatten es deutlich besser als die Russen, die im Vereinsheim des Langenaubacher CVJM eingepfercht waren.

Auf engstem Raum schliefen die Männer aus dem Osten Europas und aus den asiatischen Weiten. Die sanitären Anlagen bestanden lediglich aus einem Loch hinter dem Gebäude, zu dem nur noch ein einfacher Baumstamm als „Donnerbalken“ gehörte. Langenaubacher, die in die Nähe dieses Hauses kamen, erinnern sich noch heute an den Gestank, der von der Umgebung dieser Menschen ausging, die keinerlei Chance hatten, die einfachsten Grundregeln der Körperhygiene einzuhalten.

Welcher Art die Arbeiten waren, die sie im Tunnel verrichten mussten, ließe sich vielleicht heute noch herausfinden. Einige wenige der einstigen Zwangsarbeiter und –arbeiterinnen dürften heute noch leben. Aber ihre Spur hat sich verloren, irgendwo zwischen der Bretagne und Sibirien.

Die Einheimischen konnten es damals nicht herausfinden. Streng bewacht war der Eingang des Tunnels. Die „Mitarbeiter“ der „Organisation Todt“ ließen keinen Zivilisten in die Nähe kommen. Was diese noch aus der Ferne herausfinden konnten: Mit Luftangriffen rechneten die neuen „Unternehmer“ wohl von vornherein, denn das kleine Eisenbahnviadukt wenige Meter vor dem Tunneleingang passten sie mit Tarnfarben der Umgebung an.

Quelle: "Geschichten um den Balkan-Express" von Ulrich Horch